Ich habe einen Job in der Sicherheitsbranche, wo mein Arbeitsalltag durch den Schichtbetrieb nicht so regelmässig ist wie im Militär.
Privat bringen nur meine Proben im Musikverein und meine Zeit fürs Training so etwas wie Regelmässigkeit in mein Leben. Zudem versuche ich, wenn immer möglich, viel Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen.
Ich wurde vom Rekrutierungszentrum Mels aufgeboten und habe dort meine Rekrutierung durchlaufen. Ich war damals einer der Ältesten und es war sehr spannend, so viele neue Leute kennenzulernen.
Die meisten von ihnen kamen, wie ich, aus dem Kanton Schwyz. Bei vielen war es so, dass sie eine Funktion haben wollten, die ihren persönlichen Interessen entsprach.
Bei mir war es ähnlich. Ich wollte Hundeführer werden, weil mich der Umgang und die Ausbildung der Hunde interessierte und ich immer schon mit Tieren zu tun hatte. Allerdings hätte ich dazu einen zusätzlichen Kurs absolvieren müssen, was mir bis dahin nicht bewusst war.
Über meine andere Wunschfunktion Motorfahrer bin ich schliesslich beim Verkehrssoldaten gelandet, was mich sehr angesprochen hat, weil ich damit die Motorradprüfung absolvieren konnte.
Der Start in die Rekrutenschule fiel mir dann ziemlich leicht, weil ich mich als offen beschreiben würde und ich keine Mühe damit habe, neue Leute kennenzulernen und mich in Gruppen zu integrieren.
Wir hatten aber auch Kader, die von Anfang an hilfsbereit waren und denen man sich anvertrauen konnte, wenn man ein Problem hatte.
Das hat sicherlich geholfen. Wir haben schnell begriffen, dass wir nur als Gruppe erfolgreich sein können und uns untereinander immer unterstützt. Um ehrlich zu sein, habe ich diesen Aspekt unterschätzt. Ich dachte, es sei einfach ein bisschen Schönrederei des Militärs, aber die Kameradschaft war wirklich grossartig. Man wächst so stark zusammen und ich habe hier Leute kennengelernt, denen ich blind vertrauen kann.
Wir konnten nach zwei Wochen das erste Mal wieder nach Hause und hatten auch gleich Freitagabtreten. Eine zusätzliche Nacht zuhause macht schon viel aus. Ich hatte ca. zweieinhalb Stunden Weg von Monte Ceneri zu mir heim. Am ersten Wochenende habe ich erst mal 3 Stunden Schlaf nachgeholt und mich mit Freunden getroffen und die Zeit mit meiner Familie genossen.
Eine unserer Fahrübungen mit dem Motorrad sah vor, dass wir von Monte Ceneri nach Lugano fahren mussten. Leider war das Wetter überhaupt nicht auf unserer Seite und der Regen hat uns ab der ersten Sekunde begleitet.
Bei einem Zwischenstopp konnte ich die Stiefel ausziehen und wie einen Krug ausleeren. Irgendwann gibt auch der beste Regenschutz nach, das haben wir spätestens dann gelernt.
Aber es hatte auch seine Vorteile, weil man sich dabei vieler Gefahren zum ersten Mal richtig bewusst wird. Bei nassen Schachtdeckeln aus Gusseisen zum Beispiel muss man höllisch aufpassen. Und schliesslich haben wir in der Armee nicht das Privileg, immer nur bei Schönwetter zu fahren. So hatte die Übung auch einen hohen praktischen Wert.
Wenn ich an die RS zurückdenke, kommt mir auch sofort die erste Motorradlektion in den Sinn. Die Motorräder der Armee haben einen ziemlich hohen Schwerpunkt und sind mit 320kg Leergewicht auch nicht gerade leicht. Viele von uns sassen vorher noch nie auf einem Motorrad, so auch ich.
Wir fingen ganz am Anfang mal sachte mit Stossen an. Bald darauf waren wir dank der guten und intensiven Ausbildung aber schon im Stande unsere Funktion vollumfänglich auszuüben und zum Beispiel Panzerkonvois sicher ans Ziel zu geleiten. Da muss man unterwegs schon bei der Sache sein und auch mal ein Verkehrsschild abschrauben, damit es der Panzer nicht einfach mitreisst.
Die Märsche waren auch speziell. Wer im Monte Ceneri stationiert ist, kennt nur eine Richtung und die lautet aufwärts!
Das RS-Ende war nicht so einfach, weil man in den vergangenen Wochen sehr mit den Kameradinnen und Kameraden zusammengewachsen ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich viele von ihnen wiedersehen werde.
Struktur ist superwichtig, das konnte ich in der RS lernen und werde ich auf jeden Fall ins Privatleben mitnehmen und meine Tage besser planen. Ich bin ruhiger und ausgeglichener geworden, weil ich gemerkt habe, dass ich damit auch die Leute um mich herum positiv beeinflussen kann. Vor allem in Stresssituationen ist das entscheidend.
Wir nutzen Cookies um Ihnen die bestmögliche Browsing-Erfahrung zu bieten. Die mit Hilfe von Cookies gesammelten Daten werden zur Optimierung unserer Webseite genutzt.